Antwort auf Journalistenfrage

Wir haben von einem französischen Journalisten folgende Anfrage erhalten:

  • Was sind die Werte die die Burschenschaften verteidigen?
  • Warum ist ein deutschsprachige Raum in Zeit der Globalisierung noch relevant?
  • Wofür stehen die Burschenschaften heute? 

Unser AHO hat wie folgt geantwortet:

  1. Die Burschenschaften sind nur über ihre mehr als 200 jährige Geschichte erklärbar und ein Spezifikum der deutschen Geschichte.
    Als ein Ergebnis daraus existiert die Burschenschaft in allen deutschen Siedlungsgebieten (und daher auch in Österreich) bzw. existierte sie in den vormals deutschen Siedlungsgebieten, so z.B. in Prag oder in der heutigen Ukraine, damals K.u.K. Österreich/Ungarn etc., ja sogar heute noch in Chile.
    Die Burschenschaft ist folglich an keinen Staat gebunden, sondern dem deutschen Kulturkreis entsprungen und an ihn gebunden.
  2. Ein Burschenschafter in Österreich bekennt sich daher ganz selbstverständlich zum Staat Österreich und sieht sich – hier – als ein Teil eines größeren Kulturkreises.
    Ein Bekenntnis zum deutschen Kulturkreis nun, welches man als gelernter Österreicher nicht teilen muss, aber geschichtlich und kulturell gut begründet werden kann. Diese Auffassung ist kein Nationalismus und keine Nähe zur BRD, sondern eine geschichtlich recht zwanglose Schlussfolgerung.
    Und zwanglos vielleicht auch auf diese Weise:
    Es gibt in Österreich z.B. (autochthon) slowenische Österreicher, kroatische Österreicher oder z.B. die jüdische Gemeinschaft etc., sowie (neuerdings) die tschetschenischen Österreicher, syrischen Österreicher oder türkischen Österreicher etc. (welche alle ihre Kulturen bewahren wollen), und es gibt in Österreich – und schon sehr lange, sowie im historischen Kontext – unserer Meinung nach eben nicht den „österreichischen Österreicher“ (= Tautologie), sondern den deutschen Österreicher.

    Ein Bekenntnis zum „Deutschtum“ nun, von welchem sich die Burschenschaften – anders als die Masse der Österreicher nach 1945 – nicht schnell und praktikabel abwandten, und welches Bekenntnis uns die Bewältigung der eigenen Geschichte nicht erleichterte, und daher auch mit Fehlern verbunden ist.

    HEUTE führt dieses Bekenntnis zur irrigen Anfeindung, wir huldigten dem Nationalismus.
  3. Dieser Vorwurf trifft nicht zu. Wir sind und sehen uns als Mitglieder aus der Mitte der Gesellschaft.
    Wir drehen uns aber nicht nach der Mode, sondern bleiben unseren historischen Wurzeln der „Ehre, Freiheit, Vaterland“ der sog. Ur-Burschenschaft 1815 verbunden.
    Die Schlagwörter der Burschenschaft „Ehre, Freiheit, Vaterland“ aus dem Jahr 1815 sind im Übrigen die deutsche Version nach dem Vorbild der französischen Revolution.
  4. HEUTE verstehen wir die Schlagewörter „Ehre, Freiheit, Vaterland“ vor allem als persönliche Herausforderung an uns selbst und als Anforderung an das Gemeinwesen:
    Wir versuchen daher in den persönlichen Lebensanforderungen (eines jeden Menschen) redlich und ehrlich zu handeln, wir suchen die Freiheit des Menschen im Rechtsstaat (der aktuell mehrfach gefährdet ist!), und wir fühlen uns der lokalen Heimat und der mitteleuropäischen Lebensweise samt ihren Wertbegriffen im Überbegriff des Vaterlandes verpflichtet.
    Gerade auch die Globalisierung verschafft neue Relevanz.

    Die Globalisierung schafft unserer Ansicht nach keine Integration zu einer liberalen Gesellschaft, sondern sie schafft verschiedene Kulturen in Inseln und fördert den gesellschaftlichen Konsensverfall.

    Daher pflegen wir unsere Traditionen bewusst als persönliches und gesellschaftliches Gegenangebot – wie gesagt, und das ist uns wichtig, jedoch ohne Anspruch auf unsere Erhöhung gegenüber anderen.
    Aber an irgendetwas muss sich der Mensch orientieren. Die Burschenschaft bietet ein Angebot dazu, wem es behagt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Schöne Grüße nach Frankreich,
der AHO (Obmann) des Altherrenverbandes der Burschenschaft Arminia in Villach.

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